Unser Präsident Oliver Nohse spricht in der aktuellen FAZ-Beilage über klimafreundliche Bauweisen und Planungsstau. Hier lesen Sie das gesamte Interview.
Warum müssen wir in Deutschlands Infrastruktur investieren?
Deutschland hat jahrelang zu wenig in seine Infrastruktur investiert und liegt im europäischen Vergleich weit hinten. Ein leistungsfähiges Straßennetz ist jedoch
unverzichtbar für eine wettbewerbsfähige, resiliente Wirtschaft. Es gilt nun, den Sanierungsstau abzubauen und Einschränkungen, besonders auf hochbelasteten
Fernstraßen, zu verhindern. Doch auch kommunale Infrastrukturen brauchen Aufmerksamkeit. Innovative Bauverfahren und umweltschonendere Materialien bieten konkrete Chancen, infrastrukturelle und klimapolitische Ziele zu vereinen.
Welche Innovationen machen Asphalt klimafreundlich und effizient?
Ein zentraler Hebel ist die Kreislaufwirtschaft. Asphalt lässt sich effizient und qualitativ hochwertig wiederverwenden. Moderne Werke erreichen eine Recyclingquote von über 80 Prozent. Temperaturabgesenkter Asphalt, der ab 2026 zur Regelbauweise wird, senkt Emissionen bereits im Herstellungsprozess. Zudem eröffnen Konzepte wie die „Power Road“ und „echarge“ multifunktionale Perspektiven: Straßen könnten künftig Sonnenenergie gewinnen und Elektrofahrzeuge laden.
Welche Rolle spielt der Straßenbau für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Ein modernes Straßennetz ist unerlässlich für unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Der Güterfernverkehr bleibt auf die Straße angewiesen – das
Schienennetz allein bietet nicht genug Kapazität. Daher ist es dringend nötig, die Straßeninfrastruktur zukunftsfest zu gestalten. Nur so kann Deutschland wirtschaftlich mithalten und eine neue Dynamik entwickeln.
Was muss sich bei Planung, Genehmigung und Vergabe ändern?
Der Infrastrukturausbau scheitert nicht am Willen, sondern an langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Deutschland muss hier effizienter und digitaler
werden. Es braucht verlässliche Rahmenbedingungen und langfristige Planungssicherheit, um Investitionen zu fördern. Digitale Tools wie Building Information Modeling (BIM) können Bauprozesse beschleunigen. Vergabeverfahren sollten so gestaltet sein, dass Innovation, Nachhaltigkeit und Effizienz gezielt gefördert werden.
Was fordern Sie konkret von der Politik?
Der Koalitionsvertrag setzt einen begrüßenswerten Fokus auf Infrastruktur und das Sondervermögen bietet eine historische Chance – doch es ist über zwölf
Jahre gestreckt und steht unter Finanzierungsvorbehalt. Daher braucht es eine klare Priorisierung der Mittelverwendung. Angesichts ihrer systemrelevanten Bedeutung als logistische Lebensader sollte der Straßeninfrastruktur eine vorrangige Rolle zukommen. Die Bauwirtschaft ist bereit – jetzt braucht es Mut, Geschwindigkeit und klares politisches Commitment.